Der Entwurf für das Schloss Wlen beruht auf einigen wenigen aber genauen Eingriffen. Damit kann das Gelände neu organisiert werden, ohne es als Ganzes neu zu formen. Da der Hof seine vierte Seite zum Obstgarten verloren hat, ist eine Wunde entstanden, über die die überwältigende und weite Landschaft des Riesengebirges über den Hof hereinbricht. In diese Lücke habe ich daher zwei hölzerne Skulpturen gestellt, die diesen schönen Ausblick rahmen und gleichzeitig einen Schutz bilden gegen die erodierenden Wellen der Landschaft.
Der nächste Eingriff ist die Aufstockung des Schlosses. Es hat sein ehemaliges Walmdach verloren und ist jetzt von einem Behelfsdach abgedeckt. Der heutige Eigentümer möchte hier für sich eine Wohnung einrichten und erwartet eine zeitgenössische Haltung. Anstelle eines neuen Walmdaches oder überhaupt eines Daches, schließe ich das Schloss mit einem minimalistischen Aufsatz ab. Dieser nutzt die Vorderseite des bestehenden Gebäudes als Sockel. Zum Hof formt er einen Bogen, um die widersprüchlichen Richtungen des Geländes aufnehmen zu können. Es ergänzt die beiden Skulpturen als neuen Ausgangspunkt für den Blick in die Landschaft und hält den Raum im Hof, dem ursprünglichen Zentrum der Anlage.
In der Geschichte hat es zahlreiche stilistische und räumliche Auslotungen gegeben. Der Barock ist für mich eine der inspirierendsten. Das Denken der Zeit, in der Landschaft oder in Städten, räumliche Kompositionen zu schaffen, hat mich dazu bewegt, etwas Ähnliches zu tun. Die beiden Skulpturen mit einer Höhe von etwa sieben Metern erinnern an jene hölzernen Verschläge, mit denen in Barockgärten die Steinfiguren im Winter geschützt werden. Sie bündeln den Blick in die Weite und bilden ein Hindernis gegen die beängstigend schöne und offene Landschaft, die in die Intimität des Hofes hereinbricht. Da sie doppelt auftreten, erinnern sie an ein Segment einer symmetrischen Barockachse. Sie sind wie zwei Lebewesen im Dialog, oder wie der Bogen für den Blick in die Landschaft als der Pfeil.
Zwei Seiten werden durch horizontale Lärchenholz-Latten gebildet, die anderen beiden durch große Glasplatten vor schwarz gestrichenem Holz. Ein Besucher, der um die Skulpturen geht, wird sich durch die wie Spiegel wirkenden Seiten entweder in der Landschaft oder im Hof sehen. Das ermöglicht eine tiefere Form der Reflexion des Blicks auf die Landschaft und vielleicht auf das Selbst.
Auch die Aufstockung auf dem Schloss ist wie ein Zeichen. Sie ist ebenso hölzern, mit Latten aus gerauchtem Lärchenholz verkleidet. Die äußere Erscheinung ist sehr reduziert, aber der Bogen auf der Seite zum Hof bildet eine starke Geste. Sie ist wie eine Vitrine mit dem Schloss als Sockel. Die Höhe des Schlosses wird durch sie annähernd verdoppelt, die Geschosshöhen werden dabei übernommen. Der Bogen nimmt alle Richtungen auf, die den Hof prägen: Die längsgerichtete vom Eingang an der Straße bis zum Belvedere; die senkrecht dazu verlaufende zum Verwalterhaus; die neue Achse, die durch den Abriss der vierten Hofseite entstanden ist, mit dem freien Blick in die Landschaft. Die einladende Geste dieses Bogens ist angelehnt an die ovalen Raumschöpfungen Römischer Barockbauten.
Durch die Verwendung dreier ähnlicher Bausteine stellen sich neue Bezüge her, die eine neue Zeit-Schicht auf dem Gelände ablagern und eine neue Reihe von Ereignissen, die untereinander und mit dem Hof verschmelzen.
Die Aufstockung auf dem Schloss kann sowohl als Fortsetzung der barocken Fassade gelesen werden, denn sie nutzt dieselben Proportionen und Maße an Fenstern und Achsen, als auch als Dach durch die gröbere Struktur und dunklere Farbe des Materials. Der dunkle Ton der gerauchten Lärchen-Latten gehört eher zu den anderen hohen Dächern des Hofes, als zu der hellen Barockfassade des Schlosses oder des Belvederes.
Die Konstruktion dieser Schlosserweiterung ist einfach, leicht zu bauen und auch wieder ab zu bauen. Sie besteht aus vorfabrizierten Holztafeln von etwa fünf auf fünf Metern. Sie sind leicht und sind sowohl tragendes Element, Dämmung, Wetterschutz und Innenwand in einem. Sie brauchen auf der Baustelle nur noch zusammengefügt werden. Am Schluss wird die Fassade mit den gerauchten Lärchenbrettern versehen und die Innenseite vervollständigt - zum Teil einfach ein weißer Anstrich, oder ein Raster weißer Kissen. Diese weichen Kis-sen brechen mit der sehr zurückgenommenen und groben Erscheinung der Erweiterung nach außen und geben dem Innern eine wertvolle und warme Atmosphäre. Die Wohnung ist als offener Wohn- Koch- und Arbeitsraum organisiert mit zwei Ovalen für besondere Nutzungen. Schlafen, Unterbringung von Gästen und Waschen sind im oberen Geschoss angeordnet, verbunden durch eine offene Galerie.
Für das Erdgeschoss des Schlosses ist ein Kompetenzzentrum für ökologischen Landbau vorgesehen. Der Eigentümer des Schlosses benutzt diese Methode bereits und es ist ein gutes Mittel für andere Höfe der Umgebung, die Gesundheit der Menschen, die Landschaft und die kleinen Familienbetriebe zu erhalten. Im Erdgeschoss wird es dafür eine kleine Bibliothek geben, zwei Büros, einen Konferenzraum und ein Café für Gäste und Angestellte. Im ersten Geschoss können Workshops und Seminare stattfinden, die sich mit diesem Thema oder auch mit künstlerischen Themen beschäftigen. Es ist ein großer Saal vorgesehen für Konferenzen, Ausstellungen und Konzerte. Die bereits begonnene Sanierung einer der Scheunen als Herberge wird künftig genügend Platz für die Unterbringung der Gäste bieten.
By using three new elements there is the chance to create new references that form a new layer in this area and a new cascade of happenings referring to each other and to the elder buildings.
The supplement on top of the castle can be interpreted as well as a continuation of the baroque facade, because it uses the same proportions and measures in windows and axes, as well as a roof because of the different, less sophisticated material and colour. The dark colour of the smoked larch laths more corresponds to the other huge roofs on the area than to the light baroque facade of the castle and the belvedere.
The construction of the extension of the castle is very simple, easily to built and also easily to rebuilt. It consists of prefabricated wooden panels of about 5 to 5 meters that are light and in one, static element, isolation, weather protection and interiour wall. They just have to be installed at the building site. Finally the facade of smoked larch laths has to be installed, as well as the interiour surface, partly just white colour, or on the inner side of the outer walls a grid of white pillows. These soft pillows break with the very reduced and gruff outside appearance of the extension, and gives to the interiour a valuable and warm atmosphere. The dwelling is organised in an open space for living, cooking and working with two oval volumes for special use. Sleeping, a room for guests and washing are located upstairs, connected by a gallery.
The ground floor of the castle shall be used as a center of competence for ecological farming. The owner of the castle is using this method already today and it is a good means to other farms in western poland to care for health, landscape and the small family businesses. In the ground floor there will be a small library, two offices a conference room and a café for guests and employees. In the first floor there can be hold workshops and seminars in this attitude or in artistic interrests. There will be a wide room for conferences, exhibitions or concerts. The already started renovation of one of the barns for its use as a hostel, will offer a lot of space for guests.
The design for the Lenno Castle consists of a few concentrated interventions. They form and organize the space of the area without forming it as a whole. Because the courtyard has lost its fourth front towards the cherry and apple garden, there appeared a gap. By that the overwhelming wide landscape of the Sudeten Mountains erodes the courtyard. So I put into this gap two mainly wooden sculptures that frame this beautiful view and also form a kind of barrier to slow down these eroding waves of the landscape.
Third intervention is the supplement on top of the castle. The present owner wants to install his flat there and expects a contemporary answer for the roof which is provisorical at the moment. Instead of forming a new hipped roof or a roof in general, I put on a reduced wooden building. It just uses the front wing of the castle as a base. Its side toward the courtyard forms a bow. This deals with the different directions of the area. It completes the two sculptures as a new centre for watching the mountains and also cumulates space in the courtyard, the former centre of the physical structure.
There have been many stylistic and spatial explorations in history. Baroque is one of the most inspiring to me. The thinking of the architects in that time of creating spacial compositions in landscapes or in cities provoked me to do something similar. The two sculptures with their height of about 7 meters are inspired by those wooden covers that in many baroque gardens protect sculptures in winter. They focus the view into the wide landscape and also form a kind of barrier against the threateningly wide landscape that is breaking into the privacy of the courtyard. Their
bipartite appearance reminds to one segment of a symmetric baroque axis. They are like two living creatures in dialogue or like the bow for the view into the landscape as an arrow.
On two sides they are formed by horizontal smoked larch laths, the other sides by one huge glass plate on black wood, which works like a reflecting mirror. By surrounding these sculptures, a visitor of the castle will see himself and himself in the landscape or the courtyard. This forms another level of reflection of the view and maybe of the self?
The supplement to the castle also is like a sign. It is also wooden, in laths of smoked larch wood. Its outside appearance is much reduced, but there is a strong gesture in the bow that is formed by the front side. It is like a cupboard with the castle as a base. It nearly doubles the height of the castle by using the same heights of the existing floors. The bow focuses all directions that appear in the courtyard: the longitudinal from the main entrance to the belvedere, the rectangular to the administration building and the new axis that is created by removing the fourth side of the yard with setting free the view into the landscape. The inviting gesture of this bow is inspired by the oval space creations in roman baroque.