Nebelrührer

Entropischer Nebel steht in den Kratern.

Ausgekratzt bis auf die Haut verbirgt sich alles. Jeder Versuch deckt auf und schüttet zu.

Wo ist Gewesenes.

Was ist Gewesenes.

Lebendiges. Einst.

Nichthier wird bewegt.

Nichthier wird geahnt. Nichthier verschwindet.

Gebilde verschaffen sich Auge.

Konzentrate des Tuns.

Jede Frage zu abstrakt für den verschütteten Alltag.

Der Klang der Schritte.

Geschirrgeklapper.

Die Farbe des Morgens.

Gestimmtheiten haben keine Sedimente.

Die Kollage entstand 2002 anlässlich der Ausgrabungen auf dem Neumarkt in Dresden. Die einzig erhaltenen Kellergewölbe der historischen Bebauung um die Frauenkirche wurden dabei dokumentiert und danach durch eine Tiefgarage ersetzt. Darauf wurde in den Folgejahren eine zum Teil historisierende und zum Teil recht gesichtlose moderne Architektur errichtet. Kollage und Text entstanden schon in dem Bewusstsein, dass heutige Planungsdynamiken in Dresden, und auch anderswo, mit der hohen stadträumlichen und architektonischen Qualität der vergangenen Jahrhunderte nicht mithalten können. Das zeigte sich beispielhaft hier, aber auch an der Waldschlösschenquerung über die Elbe. Die kreativen und der einstigen Bedeutung der Stadt angemessenen Ansätze und Lösungen hatten hier keine Chance.

Statt die lebendige Geschichte der Stadt in neuer Form fort zu führen, mit Bezug zur Geschichte, auch der Zerstörung, und mit Bedacht auch mutig Neues Gutes zu Wagen, war die einzige historische Substanz nur dem Abriss geweiht. Die alten Keller mussten genau den  PKW weichen, die einen Großteil der mangelnden Attraktivität heutiger Innenstädte ausmachen.

 

*Im Nebel stochern

(oder auch im Dunkeln tappen

engl. doing sth. haphazardly, stab around in the dark)


nicht wissen, was man tut

entscheiden, ohne die Fakten zu kennen

ohne ausreichende Informationen handeln

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